Sonntag, 19. Februar 2017

Berichte

Hallo, 
da seit langem nichts mehr gekommen ist habe ich mich dazu entschlossen meine Weltwärtsberichte zu veröffentlichen. Diese zeichnen ein schönes Bild von meiner Projektarbeit. Die Berichte sind in einem Intervall von je 3 Monaten seit meiner Ankunft entstanden und stellen so sehr schön die Veränderungen in meinem
Projekt dar. Demnächst folgt ebenfalls ein Post über Reisen die ich bereits unternommen habe. 

Grüße Felix 


Bericht 1:


Bericht 2:
https://files.acrobat.com/a/preview/1d61e764-5a72-4e07-b1d9-f8914ae397af



 

Sonntag, 23. Oktober 2016

Das erste was mir auffiel als ich aus dem Flughafen in Phnom Penh ging war der Gestank. Eine Wand aus heißer Luft, Feuchtigkeit und Abgasen überwältigte mich und die anderen Freiwilligen während wir mit gespannten Augen die ersten Eindrücke des Landes einfingen, in welchem wir nun ein Jahr leben sollten.
In einem alten Mercedes-Van ging es daraufhin weiter zum Einführungsseminar, welches uns den Einstieg in das neue Land erleichtern sollte. In den nächsten drei Tagen versuchte uns Nico, der Leiter des Seminares, Kambodscha näher zu bringen. Dabei führte er uns besonders die zweischneidigkeit Phnom Penhs, der "Stadt in der alles geht", vor Augen. Auf die Besichtigung einer neuen, riesigen westlichen Shoppingmall folgte eine Stadttour bei der man vorallem die Armut und Missstände der Stadt zu spüren bekam. Auch besichtigten wir das alte Folter- und Hinrichtungslager "S21" der roten Khmer, dessen Atmosphäre stark an ein deutsches KZ erinnerte. Mit jedem Schritt in diesem fremden Land immer klarer, dass hier die Dinge anders laufen.
Das Seminar wurde mit einer wunderschönen Botsfahrt über den Mekong abgeschlossen, danach überliß uns Nico unserem einengen Schicksal.

                               



Meine Projektpartnerin Jana und ich machten uns daraufhin auf die Suche nach unserem Haus. Als wir es dann zum ersten Mal in Wirklichkeit sahen stellten wir glücklich fest, dass es einen noch schöneren Eindruck machte als im Internet beschrieben. Auf drei Etagen kommt ein Wohnzimmer, eine Küche, zwei Bäder und Schlafzimmer und als Highlight eine Dachterrasse. Das Haus liegt zwar etwas Abseits vom Stadtzentrum, dennoch können wir mit dem Moto unsere Arbeitsstelle binnen 20 Minuten erreichen. Ebenfalls ist es schön, dass wir fast ausschließlich nur von Einheimischen umgeben sind, was uns einen besonders tiefen und schönen Einblick in die Kultur bietet. Zwar liegt unser Haus am “Black River”, leider mussten wir jedoch feststellen, dass die Namensgebung auf den Müll und die Fäkalien die im Fluss herum schwimmen zurückzuführen ist. So legt sich oft ein  beißender Gestank um unser Haus.









Auf die Ersten Nächte im Haus folge der erste Arbeitstag. Nach einer netten Einführung von unserem Chef wurden uns die Klassen zugeteilt. Jeder bekam 4 Klassen pro Tag, zwei am Vormittag, zwei am Nachmittag. Pro Klasse anderthalb Stunden Unterricht, wie dazwischen 2 Stunden Mittagspause. In jeder Klasse sind zwischen fünf und fünfzehn Schüler, die zwischen 5 und achtzehn Jahre alt sind.  Darauf folgte der Sprung in das kalte Wasser. Zum ersten mal seit meiner Ankunft Begriff ich, dass ich nun einer wirklichen Arbeit und Verantwortung nachgehen musste, und das für ein Jahr. Zu Beginn stand ich oft vor Schülern und wusste nicht wirklich was ich nun tun sollte.
Die ersten Wochen fühlten sich sehr intensiv an, da es uns nicht nur schwer fiel den Unterricht vorzubereiten und nun ein Lehrer zu sein, sondern wir uns auch in einer komplett neuen Kultur zurecht finden mussten. Es blieb anfangs nur wenig Freizeit übrig, da wir neben dem normalen Unterricht die restliche Zeit meist damit verbrachten neue Unterrichtsstunden zu gestallten, einzukaufen, zu kochen und zu Putzen. Was es bedeuten auf eigenen Beinen zu stehen, wie den Arbeitsaufwand als freiwilliger hatte ich eindeutig unterschätzt.
















Einen Monat später normalisieren die Dinge sich. Man beginnt sich zurecht zu finden, sich zu streiten, Probleme selbst lösen zu können, neue Namen und Wörter zu erlernen, zu wissen was ist wo für wie viel gibt. Der anfängliche Stress der Arbeit legt sich langsam, auf einmal findet man  wieder zeit für sich und fängt an zu begreifen.
Auch das Haus erweckt langsam zum Leben. Dies liegt noch nur an uns, die sich beginnen einzurichten, sondern auch an einer Vielzahl von Tieren die beginnt das Haus mit uns zu bevölkern.
Auch die Mahlzeiten beginnen sich zu wiederholen, ab und zu gehen wir auf dem Russischen Markt essen, dieser ist knapp 5 min mit unserem Moto entfernt. Man sagt hier bekommt man alles, und dies scheint wirklich so. Ob Elektronik, Kleidung, Essen, Schuhe, Motoren, Gewürze oder Medikamente es gibt immer einen Stand der das hat was man sucht. Läuft man über den Markt packt einen der Geruch von Abgasen und einen beißenden Duft von Fleisch und Fisch gepaart von lieblich riechen Früchten und Gewürzen die man noch nie gesehen hat. In den engen Gassen ein gewusel von Einheimischen, Touristen, invaliden Bettlern und Verkäufern. Man lächelt sich an. 
 







Auf dem Rückweg springt eine der wenigen Ampeln die es hier gibt auf Rot, ich halte an. Plötzlich werde ich von einem schrillen hupen erschreckt, es ist die Polizei welche mir verständlich macht über die Rote Ampel zu fahren um den Verkehr nicht aufzuhalten. Es geht weiter gerade aus, der Motor dreht hoch. Vorbei an der vierköpfigen Familie auf einem Moto, vorbei an dem Völlig überladenen LKW dessen Rußpartikel so groß sind, dass man sie sich aus den Augen reiben muss und vorbei an dem riesigen SUV in welchem anscheinend eine wichtige Person sitzt. Dann bei dem "wenden Verboten" Schild wenden, kurz auf die Falschfahrer achten,  um darauf bei dem "Rechts abbiegen verboten” Schild rechts abzubiegen. Die Straße wird wieder holprig, die Dämpfer geraten an ihre Grenzen. Manchmal scheint es so als würden die Schlaglöcher von Tag zu Tag größer.








Das Pchum Ben Fest, eine Buddhistische Tradition zu Ehren der Ahnen, war in vollem Gange und bescherte uns eine Woche Urlaub. Einige befreundete Freiwillige und ich beschlossen diese Gelegenheit für den ersten Urlaub zu nutzen. Die Reise sollte zunächst nach Shianoukville gehen um von dort nach einigen Tagen Aufenthalt die Insel Corong zu besuchen. Nachdem wir mit einem gewohnt langsamen und und unpünktlichen TukTuk einen ungewohnt pünktlichen Reisebus noch in letzter Minute erreichten ging es los.
Obwohl wir von Freunden gewarnt wurden, dass Shianoukville sehr "Thailändisch" sei, war ich bei der Ankunft von der Stadt geschockt. Begrüßt wurden wir von einem Überangebot an TukTuk Fahrern welche nicht nur eine Fahrt, sondern auch offensichtlich Drogen verkaufen  wollten. Dazu kamen an jeder Ecke dreckige westliche Restaurants an denen es zwar reichlich Burger und Pizza gab aber nur selten die einheimische Küche vertreten war. Besonders ins Auge stach bei dieser vom Tourismus zerfressenden Stadt, dass außerordentlich viele alte, reiche und dicke Menschen, welche weiß waren, mit sehr jungen hübschen Kambodschanerinnen zu sehen waren. Selten habe ich mich so geschämt. 


 












Um uns den Aufenthalt in Shianoukville dennoch so angenehm wie möglich zu gestalten flüchteten wir aus der Stadt in den Ream Nationalpark. Mit einem Ranger fuhren wir in einem kleinen Bot durch ein fein verzweigtes Flusssystem und liefen durch den Jungel. Besonders tückisch dabei waren die Tiere, wie zum Beispiel große Spinnen welche ihre riesigen Netze genau auf Kopfhöhe über den Weg spannten. Lustigerweise lief eine unaufmerksame Teilnehmerin mit ihrem Gesicht in ein genau solches Netz, was bei ihr einen kleinen Schock auslöste.








 
Nach drei Tagen Aufenthalt in Shianoukville ging es daraufhin weiter zu Insel Corong. Bereits die Anfahrt mit der Fähre war atemberaubend. Als wir an einer kleinen Inselgruppe vorbeifahren Beschloss in ferner Zukunft dort einmal zu leben.
Die Insel lässt sich als Gegenstück zu Shianoukville beschreiben. Die Drogen, der Dreck und der Sextourismus der Stadt wurden durch wunderschöne Strände mit Wasser, welches nachts zu leuchten beginnt ersetzt. Ein kleines, schläfriges Fischerdorf mit einer Hand voll herzlicher Einheimischen und einzigartigen  Gaststätten stellt das Zentrum der Insel dar. Besonders gerne genoss ich die Aussicht vor unserem Gasthaus auf den Sonnenuntergang um daraufhin eine köstliche Nudelsuppe zu verspeisen.
Dennoch, nach drei Tagen sollte der Zauber der Insel vorübergehen und wurde durch die Rückkehr nach Phnom Penh ersetzt. 


















Wieder zurück in Phnom Penh haben sich die Dinge kaum verändert. Man schläft wieder im gleichen Bett und isst die gewohnten Mahlzeiten, wacht pünktlich auf und fährt zur Arbeit. Es hat sehr viel geregnet, sodass das Fußballfeld in unserem Projekt überschwemmt ist. Die Kinder nutzen das Feld nun als eine Art Swimmingpool. Einige Kinder schaffen es sogar Fische im Wasser zu fangen, welche sie anschließend braten und essen. Der Strom im Klassenzimmer ist ausgefallen und aufgrund der hohen feuchtigkeit haben sich die Mücken explosionsartig vermehrt. 







Die juckenden Mückenstiche stören mich nicht mehr, viel eher fürchte ich mich vor den Krankheiten die von den Insekten übertragen werden Können. So sind bereits drei Freiwillige an dem Dengue Fieber erkrankt. Der Virale Infekt, wird in Deutschland aufgrund seiner qualvollen  Symptome als “Knochenbrecherfieber” bezeichnet. Dies ist jedoch in Anbetracht der Tatsache, dass man bei einer Zweitinfektion mit einer Wahrscheinlichkeit von 3% sterben kann, wohl eher das kleiner Übel. Doch es lauern weiter Gefahren hinter jeder Ecke. Bei dem Versuch mit 50 Km/h einen Hund auszuweichen sind unglücklicherweise zwei sehr gut befreundete Freiwillige schwer mit dem Moto verunglückt. Dabei brach sich die Fahrerin das Schlüsselbein und befindet sich deshalb zum jetzigen Zeitpunkt wieder in Deutschland.  
In Anbetracht dieser Ereignisse kann ich mich glücklich schätzen bis jetzt mit einer Lebensmittelvergiftung wie ein paar kleinen Fastunfällen im Verkehr glimpflich davon gekommen zu sein. 









Manchmal sehne ich mich nach Deutschland. Mit jedem deutschem Auto, welches ich sehe, mit jedem deutschem Bier, das ich trinke, und mit jeder deutschen Person mit der ich rede fühle ich mir der Heimat ein Stück näher. Hier spüre ich erstmals was es bedeutet in Deutschland aufgewachsen zu sein und kann zum ersten nachvollziehen was die Welt unter den “typischen deutschen Werten” versteht.  Doch auch wenn hier die Dinge anders laufen, auf eine für mich unbegreifbare Weise funktioniert trotzdem vieles.
Es gibt nur wenige regeln von denen kaum welche befolgt werden. Dies in Verbindung mit der Unabhängigkeit und Selbständigkeit führt dazu, dass ich ein Gefühl der Freiheit verspüre, wie ich es noch nie getan habe. Ich bin erstmals in der Lage das Leben so zu Leben wie es mir vorstelle, mit allen Vorteilen, Nachteilen und Gefahren. Das ist etwas neues was ich vorher noch nie gefühlt habe und ich fürchte, dass ich dies auch nie so intensiv in Deutschland fühlen werde. 

Dienstag, 21. Juni 2016

Nun ist es so weit. Der Vertag ist unterschrieben und das Ticket ist gebucht. Der 23. Ausgust soll der Tag sein, an dem meine Reise nach Kambodscha beginnt und ich ein Jahr lang als Lehrer in einem Kinderheim arbeite. Doch es fehlen leider noch Spendengelder, welche mir mein freiwilliges Auslandsjahr ermöglichen. Aus diesem Grund habe ich einen Flyer erstellt, welcher Sie darüber informiert wie und für was Sie spenden können:
https://files.acrobat.com/a/preview/2d9aae5c-b2cb-4a8d-a33e-5e0ee66bd399

Wenn Sie bereits gespendet haben, können Sie sich gerne in dieser Liste (Auf den Link klicken) eintragen, Ihr Name wird dann im Blog veröffentlicht:
https://docs.google.com/document/d/1PD3sJHZ3uOJft5rVP7--ZmeusioyOzzByJEMzlYewEg/edit